Position des GBC zur Schlaganfallversorgung bei Kindern und Erwachsenen

Anlässlich des bundesweiten Tags gegen den Schlaganfall am 10. Mai 2023 bekräftigt das German Brain Council seine Position zur Schlaganfallversorgung.

Der Tag gegen den Schlaganfall wurde von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ins Leben gerufen und lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Der Fokus liegt in diesem Jahr auf dem Cholesterin beziehungsweise den Blutfetten.

Schlaganfallversorgung in Deutschland

Jährlich erleiden 260.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Mit hohem Forschungsaufwand und Forschungsförderung hat sich über viele Jahre hinweg eine hocheffektive Versorgung etabliert, die laufend optimiert wird, wie man am Beispiel des anwachsenden Zeitfensters für eine endovaskuläre Thrombektomie sieht. Diese laufend aktualisierten Erkenntnisse führen zu ständig verbesserten Therapieergebnissen in der Akutbehandlung des Schlaganfalls, die im Wesentlichen in den aktuell 333 zertifizierten Stroke Units durchgeführt wird.

Im Rahmen der anstehenden Krankenhaus-Strukturreform kann es zu strategischen Änderungen in der Versorgung von Schlaganfall-Patienten kommen, wenn es z.B. zur Aufteilung in sogenannte Allgemeine Neurologien, Komplexe Neurologien und Umfassende Neurologien mit unterschiedlichen Finanzierungsformen kommt. Dies betrifft auch die regionalen und überregionalen Stroke Units sowie die Stroke Center. Hinzu kommt, dass ein optimaler Gesamtverlauf auch in Zukunft die Nachbehandlung in einer neurologischen Frührehabilitation erfordert, die aktuell überwiegend in Fachkliniken durchgeführt wird.

Unser Anspruch:

Der hohe Level, auf dem in Deutschland eine Schlaganfall-Behandlung durchgeführt wird, muss über die gesamte Lebensspanne erhalten bleiben. Gerade jetzt in den Zeiten einer möglicherweise umfänglichen, großen Reform im Krankenhaus-Vergütungssystem wird es wichtig sein, die Schlaganfall-Forschung weiter zu intensivieren und die Forschungen auf den Ebenen der primären Stroke-Units, der Intensiv-Versorgung, der Frührehabilitation und auch der Langzeit-Nachsorge zu bündeln und finanziell zu fördern.

Um eine optimale Datengrundlage zu erhalten, sollte zukünftig eine kooperative Forschung in größerem Umfang gefördert werden, die mehr Patienten über die Gesamtdauer ihres therapeutischen Verlaufs incl. Rehabilitation und Langzeit-Nachsorge erfasst. Die Sicherstellung bzw. Weiterentwicklung der Schlaganfallversorgung in Deutschland wird auch davon abhängig sein, wie gut es in der neuen Krankenhaus-Struktur gelingt, die verschiedenen Akteure nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Forschung zusammen zu bringen. Dies gilt gleichermaßen für Kinder und Jugendliche wie auch für Erwachsene und Greise.

Schlaganfall bei Kindern

Ein Schlaganfall vor dem 18. Lebensjahr kann in jeder Alters- und Entwicklungsstufe auftreten und ist mit einem erheblichen Morbiditäts-, Mortalitäts- und Rezidivrisiko verbunden. Jährlich erleiden 2-8 von 100.000 Kindern einen Schlaganfall.

Die Versorgung von Kinder- und Jugendlichen mit akutem Schlaganfall in Deutschland ist derzeit suboptimal, obwohl der Schlaganfall einen der zeitkritischsten Notfälle der Kinder- und Jugendmedizin darstellt. ‚Time is Brain‘ gilt für das Kind ebenso wie für den Erwachsenen. Unzureichendes Bewusstsein für und geringe Kenntnisse über den kindlichen Schlaganfall führen häufig zu Verzögerungen in der Diagnosestellung, der adäquaten klinischen Akutversorgung und damit zu nicht hinnehmbaren Nachteilen für die Patienten. In der Erwachsenenneurologie etablierte Therapien wie die Lysetherapie oder mechanische Thrombektomie können in der Pädiatrie nur als off-label Therapien mit begrenzten Erfahrungen und Evidenz eingesetzt werden, sind aber das Recht des Kindes auf optimale Behandlung.

Unser Anspruch:

Kinderneurologische Notfälle wie der Pediatric Stroke erfordern leicht zugängliche Expertise rund um die Uhr. Ein notwendiger Ansatz muss hier der Aufbau pädiatrischer neurovaskulärer Netzwerke sein, die alle Möglichkeiten digitaler Medizin vorhalten und flächendeckend nutzen. Jedes Kind mit Schlaganfall soll unabhängig vom Wohnort Zugang zu modernster Diagnostik und Therapie im Akut- und Langzeitverlauf erhalten. Gleichzeitig kann eine Sicherstellung und Weiterentwicklung einer optimalen und zeitgemäßen akuten und rehabilitativen Behandlung nur auf Basis einer realen Datengrundlage zur Versorgung und Langzeitverlauf erfolgen.

Weitere Informationen zum Tag gegen den Schlaganfall auf www.schlaganfall-hilfe.de

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